Störungen der Sehbahn

22.08.2022
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Woraus setzt sich die Sehbahn zusammen?

Die Sehbahn erstreckt sich von der Netzhaut des Auges bis zum Gehirn. Diese „Strecke“ umfasst sämtliche Nervenzellen und -fasern, die für den Sehprozess zuständig sind, und lässt sich anatomisch in sechs Bereiche untergliedern:

  • Sehnerv (N. opticus): Bündel aus Nervenfasern, welche von Zellen der Netzhaut stammen (Ganglienzellen)

  • Sehnervenkreuzung (Chiasma opticum): hier kreuzt ein Teil der Sehnervenfasern in charakteristischer Weise

  • Sehstrang (Tractus opticus): Gesamtheit der ungekreuzten und gekreuzten Nervenfasern, entspricht einer Seite des Gesichtsfeldes

  • Seitlicher Kniehöcker (Corpus geniculatum laterale): ein Teil des Zwischenhirns, auch primäres Sehzentrum, hier endet der Sehstrang

  • Sehstrahlung (Radiatio optica): Nervenfasern die zur Sehrinde (visueller Cortex) ziehen

  • Sehrinde (Area striata): Im Hinterhauptslappen (Okkzipitallappen) des Gehirns erfolgt eine Auffächerung der Nervenfasern, wobei die Makula (schärfste Stelle des Sehens) das grösste Representationsareal einnimmt. Hier werden die visuellen Informationen zu einem Bild umgerechnet und gelangen ins Bewusstsein.

Schäden in den genannten Abschnitten der Sehbahn, z.B. durch neurologische Krankheiten oder Augenerkrankungen, führen zu unterschiedlichen Sehausfällen. Im Folgenden werden die wichtigsten Beispiele beschrieben:

Schäden vor dem Chiasma opticum (Sehnervenkreuzung):

Entzündung des Sehnervs

Die Sehnerventzündung (Neuritis nervi optici) kann sich durch eine reduzierte Sehfähigkeit, Augenbewegungsstörungen bzw. Schmerzen, Gesichtsfelddefekte oder Farbwahrnehmungsstörungen äussern. Man unterscheidet zwei Formen, die Papillitis und die Retrobulbärneuritis. Liegt die Entzündung im Bereich der Austrittsstelle des Sehnervs (Papille) so spricht man von einer Papillits. Diese Form tritt häufiger im Kindesalter auf und ist mit Virusinfektionen assoziiert. Sind hingegen die Nervenfasern ausserhalb der Papille betroffen, handelt es sich um eine Retrobulbärneuritis. Von dieser Form sind zumeist Erwachsene betroffen und nicht selten tritt sie im Rahmen von neurologischen (Multiple Sklerose) oder autoimmunen Erkrankungen auf. Teilweise bleiben die Auslöser auch unerkannt.

Degenerative Erkrankungen des Sehnervs

Ein Gewebeuntergang (Atrophie) der Sehnervenfasern ist ein weiteres Beispiel für Störungen im Verlauf der Sehbahn. Diese sog. Optikusatrophie kann vielerlei Ursachen haben:

  • Augentrauma

  • Störungen der Durchblutung (z.B. bedingt durch Bluthochdruck oder Diabetes)

  • Glaukom (Grüner Star)

  • Entzündungen im Bereich der Augen

  • Tumorerkrankungen

Anteriore Ischämische Optikusneuropathie (AION)

Darunter versteht man akute Störungen der Durchblutung im Bereich der Papille (Sehnervenkopf). Arteriosklerotisch veränderte, d.h. verkalkte Blutgefässe, oder eine Entzündung derselben (Arteriitis temporalis) können die Ursache sein. Typische Symptome sind eine plötzliche Sehminderung bzw. ein kompletter Verlust des Sehvermögens. Die Arteriitis temporalis ist eine Notfallsituation bei welcher umgehend eine Behandlung zu erfolgen hat.

Papillenödem

Bei einer Ansammlung von Flüssigkeit am Sehnervenkopf spricht man von einer Stauungspapille. Die Ursachen für ein Papillenödem sind vielfältig. Eine Infektion, Blutung, Entzündung oder ein Tumor des Gehirns sind mögliche Auslöser. Im Vordergrund stehen in der Regel neurologische Symptome (Sensibilitätsausfälle, Lähmungserscheinungen). Gesichtsfeldausfälle und eine Sehminderung können begleitend auftreten.

Schäden an der Kreuzungsstelle der Sehnerven

Die Sehnervenkreuzung (Chiasma opticum) liegt oberhalb der Hirnanhangdrüse (Hypophyse), eine Hormondrüse, welche zahlreiche Funktionen im Körper steuert. Daher sind es zumeist Hypophysentumore (in der Regel gutartige Adenome) welche durch Druckschädigung des Chiasmas zu typischen Gesichtsfelddefekten führen. Dabei kommt es zu Ausfällen im seitlichen Gesichtsfeld beider Augen (sog. Scheuklappenphänomen). Etwa 75% dieser Tumore machen sich zusätzlich durch andere Symptome im Rahmen der vermehrten Hormonproduktion bemerkbar. Auch Blutungen oder erweiterte Blutgefässe an der Sehnervenkreuzung können genannte Gesichtsfeldausfälle bedingen.

Schäden an Strukturen nach Kreuzung der Sehnerven

Mögliche Auslöser für Schädigungen von Anteilen der Sehbahn nach dem Chiasma opticum sind:

  • Tumore

  • Störungen der Durchblutung im Gehirn

  • Traumata

  • Entzündung

  • Erweiterte Blutgefässe

  • Migräne (Augenmigräne)

Die dabei entstehende Sehstörung betrifft die gleiche Seite beider Augen (z.B. beidseitiger Ausfall des linken Gesichtsfeldes bei Schädigung des rechten Sehstranges). Sind die Sehstrahlung (Radiatio optica) oder der visuelle Cortex (Sehrinde) im Hinterhauptslappen betroffen, so können auch Quadranten-förmige Ausfälle im Gesichtsfeld entstehen (z.B. unteres linksseitiges Gesichtsfeld).

Schädigung im Verlauf der Sehbahn führen oftmals zu typischen Sehstörungen. Auslöser kann eine Augenerkrankung sein, oder aber eine Veränderung im Gehirn. Eine Ursachenabklärung beim Augenarzt wird stets empfohlen.

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