Entzündung der Schläfenarterie
(Arteriitis temporalis)

24.08.2022
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Entzündung von Blutgefässen

Die Entzündung eines Blutgefässes wird als Vaskulitis bezeichnet. Sind arterielle Gefässe betroffen, so spricht man von einer Arteriitis. Häufig sind dabei Blutgefässe im Kopfbereich, wie beispielsweise die Schläfenarterie (Arteria temporalis) betroffen, was als Arteriitis temporalis, auch Morbus Horton, bezeichnet wird. Da die Schläfenarterie das Auge mit sauerstoffreichem Blut versorgt, kann es bei der Gefässentzündung zu Schmerzen und Sehstörungen bis hin zur Erblindung kommen. Daher ist die Arteriitis temporalis ein augenärztlicher Notfall.

Ursachen der Arteriitis temporalis

Bei der Arteriitis temporalis führen autoimmune Prozesse zu Entzündungen von Arterien im Bereich der Schläfen. Es ist eine Autoimmunerkrankung, bei welcher Zellen des Immunsystems fälschlicherweise die körpereigenen Blutgefässe angreifen. Die dadurch entstehenden entzündlichen Veränderungen der Gefässe führen zu Durchblutungsstörungen. Eine dadurch bedingte unzureichende Versorgung des Auges mit Blut, und damit Sauerstoff, führt zu Sehstörungen bis hin zur Erblindung. Die Krankheit tritt gehäuft gemeinsam mit der Polymyalgia rheumatica auf, eine entzündlich-rheumatologische Erkrankung die durch Schulter- und Becken-Schmerzen gekennzeichnet ist. Etwa die Hälfte der Menschen die an einer Polymalgie leiden entwickeln zusätzlich eine Gefässentzündung der Schläfenarterie (Arteriitis temporalis). Es wird vermutet, dass die beiden Krankheiten denselben Ursprung haben und lediglich verschiedene Ausprägungen bzw. Stadien darstellen.

Beschwerden

Die ungenügende Blutversorgung des Auges führt zu Störungen im Sehprozess. Sehr häufig treten Wochen vor Beginn der Sehstörungen, bedingt durch die Durchblutungsstörungen, Schmerzen im Bereich des Kopfes und Nackens sowie beim Kauen auf. Anschliessend kommt es zu einem plötzlichen (akuten) Visusabfall oder einem kompletten Sehverlust. Grundsätzlich sollte bei folgenden Symptomen an eine Arteriitis temporalis gedacht werden:

  • Kopfschmerzen im Schläfen-Bereich (pulsierender, bohrender Schmerz)

  • Akute Sehminderung oder vollständiger Verlust der Sehfähigkeit (einseitig)

  • Kauschmerzen

  • Schmerzen bei Berührung der Schläfen

Betroffene bemerken oft auch eine zunehmende Müdigkeit und Stimmungstiefs. Auch vermehrtes Schwitzen in der Nacht und Gewichtsverlust können auftreten.

Diagnose der Arteriitis temporalis

Nach der Befragung (Anamnese) werden die Schläfenarterien auf Verhärtung und Druckschmerzhaftigkeit geprüft. Von einer Arteriitis temporalis kann ausgegangen werden, wenn oben genannte Symptome bestehen und zusätzlich folgende Untersuchungsbefunde positiv sind:

  • Betrachtung des Augenhintergrundes: z.B. Sehnervinfarkt

  • Blut-Test: Entzündungszeichen und erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit

  • Ultraschall-Untersuchung der Schläfenarterie: Verhärtung oder entzündliche Veränderungen

  • Gewebeprobe (Biopsie) der Schläfenarterie: charakteristische, histologisch nachweisbare Veränderungen des Blutgefässes

Gibt es Risikofaktoren?

Die Arteriitis temporalis tritt gehäuft bei älteren Menschen auf. Wie bei anderen Autoimmunerkrankungen auch, sind Frauen häufiger betroffen. Besteht eine Polymyalgie rheumatica, so ist das Risiko eine Arteriitis temporalis zu entwickeln relativ stark erhöht.

Therapie

Aufgrund der Erblindungsgefahr handelt es sich bei der Arteriitis temporalis stets um einen Notfall. D.h. es ist ohne Zeitverzögerung eine Therapie einzuleiten. Die Behandlung erfolgt über einen venösen Zugang mit Kortison in hoher Dosierung. Auf diese Weise lässt sich die Entzündung eindämmen, und ein Übergreifen auf das andere Auge kann oft verhindert werden. Die Kortisontherapie wird im Anschluss in Form von Tabletten weitergeführt.

Was geschieht wenn die Arteriitis temporalis nicht behandelt wird?

Ohne Behandlung kommt es bei der Arteriitis temporalis zur Erblindung. Die Entzündung kann auch auf das andere Auge übergreifen. Sind weitere Arterien des Körpers betroffen, so manifestiert sich dies durch Störungen der Blutversorgung entsprechender Organe. Sind Blutgefässes des Gehirns betroffen, kann es sogar zum Hirninfarkt (Schlaganfall) kommen.
Bei Verdacht auf eine Arteriitis temporalis sollte umgehende eine Therapie eingeleitet werden. Tritt eine plötzliche Sehminderung oder ein kompletter Sehverlust auf oder wenn Sie bei sich neu aufgetretene Kopf- und Kauschmerzen bemerken, so sollten Sie sich umgehend bei einem Augenarzt vorstellen. Ihr Augenarzt in Zürich hilft Ihnen gerne weiter, kontaktieren Sie uns!